„Bankgeschäfte sind notwendig, Banken sind es nicht!“
Bill Gates hat diese Aussage getroffen – vor 20 Jahren belächelt, seit geraumer Zeit Realität. Sogenannte „FinTechs“, Firmen, die Internet basierte Finanzdienstleistungen anbieten, drängen mit ihren Produkten auf die Finanzmärkte. Neben dem Wertpapiergeschäft und dem Zahlungsverkehr entwickelt sich derzeit das Kreditgeschäft auf Internet Plattformen, die als virtueller Makler Kreditnehmer und -geber zusammenbringen. Diese Alternative zum Bankkredit heißt „Peer-to-Peer Lending“, dies sind in der Regel Konsumentenkredite, oder „Crowdfunding“, eine von mehreren privaten Kreditgebern dargestellte Unternehmensfinanzierung.
Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen?
Die rasante Entwicklung und Akzeptanz des Internets mit der Nutzung von Softwareprodukten, die auch komplexe Bankprozesse automatisieren, hat deutliche Kostensenkungen ermöglicht, die sowohl Internet Plattformen als auch Banken nutzen. Banken unterliegen als Folge der Finanzmarktkrise - im Gegensatz zu den Internet basierten Kredit-Plattformen - einer verschärften Regulierung, die insbesondere die qualitative und quantitative Eigenkapitalausstattung betrifft und unter dem Begriff „Basel III“ bekannt ist.
Viele Banken sind deshalb gezwungen, ihr Eigenkapital entweder durch (teure) Kapitalerhöhungen oder stetig steigende Gewinne nach Steuern zu erhöhen, wobei letzteres höhere Margen erfordert. Dabei steht die Vielzahl der Anlagemöglichkeiten einer Bank im Wettbewerb um den höchsten Ertrag. Der Gesetzgeber hat allerdings dem freien Spiel des Marktes einen Riegel vorgeschoben. Wegen der besonderen Bedeutung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) für die Volkswirtschaft
müssen die Banken die Kreditversorgung dieser Gruppe sicherstellen. Wegen dieser Verpflichtung befinden sich die Banken in einem Spagat. Das Kreditgeschäft belastet mit seinen Kreditausfall- und Liquiditätsrisiken in hohem Maße das Eigenkapital, wogegen Provisionsgeschäfte eher das Eigenkapital stärken. Die Eigenkapitalunterlegung eines Kredites wird zudem anhand von starren Regeln berechnet, in die die Risikobeurteilung des Kreditnehmers und des einzelnen Kredites mit seiner Besicherung einfließen. Studien haben allerdings belegt, dass Kreditausfälle bei KMUs auch während der Finanzmarktkrise im Vergleich zu anderen Kundengruppen deutlich niedriger waren. Demnach übersteigen die Erfordernisse zur Eigenkapitalunterlegung bei Banken das tatsächliche Ausfallrisiko von KMUs. Banken können dieser Tatsache Rechnung tragen, wenn sie einen eigenen Bewertungsansatz (Internes Ratingverfahren) anwenden.
Die in der Niedrigzinsphase beschränkten, attraktiven Anlagemöglichkeiten von Investoren finden auf den Kredit-Plattformen interessante Alternativen, so dass sich in dieser Konstellation ein neuer Markplatz entwickeln kann und neuer Wettbewerb entsteht.
Was kann ein KMU tun, um in beiden Alternativen die Finanzierungskosten zu optimieren?
Sicherheiten sind ein hohes Gut und sollten im Unternehmen regelmäßig auf ihre Werthaltigkeit, die aktuelle Verwendung in bestehenden Finanzierungen und die Einsetzbarkeit für anstehende Finanzierungen untersucht werden – denn je geringer das Risiko für den Kreditgeber, desto geringer sollten die Kreditrisikokosten ausfallen.
Das KMU sollte sich regelmäßig mit seinen Stärken (S=Strengths), Schwächen (W=Weaknesses), Chancen (O=Opportunities) und Gefahren (T=Threads) auseinandersetzen. Hierzu bietet sich als Technik die sogenannte SWOT-Analyse an. Aus den Gefahren lassen sich die wichtigsten Unternehmensrisiken ableiten, die von den leitenden MitarbeiterInnen des Unternehmens in einem Risikobericht zusammengefasst und bewertet der Unternehmensführung zur Entscheidungsfindung vorgelegt werden.
Die Ergebnisse der SWOT-Analyse und die Maßnahmen aus dem Risikobericht sind Grundlage für die Fortschreibung der Unternehmensstrategie und stellen eine solide Basis für eine weitestgehend transparente Kommunikation mit den Kreditgebern dar.
Gezeigte Offenheit durch transparente Kommunikation seitens des KMU sollte durch Transparenz seitens der Kreditgeber erwidert werden. Diesbezüglich hat die Bank einen deutlichen Vorteil gegenüber dem entstehenden Wettbewerb mit den Kredit-Plattformen. Im persönlichen Gespräch kann der Kundenbetreuer der Bank die aktuelle Situation des KMU würdigen und die zukünftige Finanzierungsbereitschaft nebst Konditionen erklären. In diesem Zusammenhang sollte das KMU auch die Frage nach einer Optimierung der Finanzierung(en) stellen. Ist es unter Umständen wirtschaftlich sinnvoll, Kredite umzuschichten, das Eigenkapital durch Nichtausschüttung von Gewinnen, Beteiligungskapital oder stiller Beteiligung zu stärken? Denn die Maßnahmen für ein sinkendes Ausfallrisiko des Kreditgebers sollten wiederum mit niedrigeren Kosten für das KMU honoriert werden.
Die Optimierung des Geschäftsmodells ist ein Muss für den Unternehmer in jeder Phase der Konjunktur – kontaktieren Sie uns und partizipieren an unseren Expertisen!
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